Ein unglaubliches, uraltes, psychonautisches Märchen - wurde einst gefunden auf einem 3200 Jahre alten Papyrus. Die Motive dieses Märchens tauchen durch alle Zeiten und Länder bis zu den Gebrüdern Grimm immer wieder auf. Ein echtes Urmärchen also. Aber wer weiß, ob es nicht selbst auf älteren mündlichen Quellen beruht. In jedem Fall ist es ein Zeugnis für das Alter und die Erhabenheit der Erzählkultur
Als erstes fällt einem natürlich das Motiv der beiden Brüder auf, bei dem der eine durch ein magisches Zeichen erfährt, wenn es dem anderen schlecht geht. Dies finden wir nicht nur in dem berühmten grimmschen Märchen wieder, sondern in vielen anderen Märchen auf der ganzen Welt.
Ein wenig überrascht sind wir vielleicht von der Ähnlichkeit der Erschaffung der Gefährtin zur Erschaffung Evas in der Bibel, wo sich auch ein Gott sorgte um die Einsamkeit des Protagonisten.
Übrigens ist "Rippe" eine nicht zutreffende Übersetzung, richtiger wäre "Seite", aber dazu kommen wir hier in der Märchenfabrik bestimmt noch.
Und dann ist da natürlich die zurückgewiesenen Frau, die den, der sich ihr verweigert der Vergewaltigung beschuldigt. Dies finden wir in der Bibel, in der Geschichte von Joseph und dem Pharao, aber auch in vielen anderen Märchen und Sagen. Am bekanntesten vielleicht ist jene griechische von Bellerophones. Das waren noch Zeiten als Männer so nobel und zurückhaltend waren (Ironie off).
Nicht zu vergessen, das Motiv der Preisgabe des Geheimnisses der Verwundbarkeit des -- - beinah - unverwundbaren Helden. Dies kennen wir natürlich von Siegfried und Kriemhild, und natürlich ebenfalls aus der Bibel von Samson und Delilah.
Wenn die Zauberer des Pharao (von denen wir in einem anderen Märchen noch hören werden) in ein "anderes Land" reisen, ist natürlich die andere Welt gemeint, in der sich der Held Bata aufhält. Zeit scheint in diesem ebenso keine Rolle zu spielen, wie im "Kristallschloss"
Die Frucht der Pinie hat übrigens Aussehen und Farbe eines menschlichen Herzens.
Das Schwanger-werden durch Verschlucken der Erscheinungsform des Helden, und die Neugeburt und Umwandlung, sagen wir ruhig Wiedergeburt, des Protagonisten, der Protagonistin ist ebenfalls ein weit verbreitetes Motiv. Oft auch mit einer vorangehenden Verfolgungsjagd durch verschiedene Wandlungen verbunden. Besonders deutlich in der Geschichte von der Geburt des Barden Taliesin durch die Hexe/Göttin Caridwen. Aber auch im irisch-keltischen Märchen von Etain, das auch das Verstreichen ungewöhnlich langer Zeiträume mit diesem Märchen gemein hat, ist es zu finden. Wir denken auch an Zeus, der seine Geliebten durch verschiedene Verwandlungen hindurch verfolgt. Aber wir dürfen uns auch entfernt an das Ende des Rotkäppchen erinnert fühlen.
Der Stier gehört sowieso zu den stärksten universalsten Symbolen in alten Geschichten.
Das Märchen deutet in einem knappen Nebensatz an, dass Bata die Frau verurteilen ließ. Ich habe diesen Satz weggelassen. Seine Knappheit zeugt mir dafür, dass auch der Papyrusautor nicht mit ganzem Herzen hinter dieser Wendung stand. Ich meine, man sollte Hexen und Stiefmütter, aber auch Riesen und Zwerge generell nicht als das schlechthin Böse im Märchen betrachten, sondern als kosmische Verkörperungen, und Verkörperungen psychischer Ereignisse, der Gegenpol, die Herausforderung, die Wandlung, die Finsternis, ohne die es kein Licht gäbe. Wo das nicht verstanden wird, und man sich an unserer alltäglichen Realität orientiert, wird zu solchen "dramaturgischen Tricks" gegriffen, um die profane Sehnsucht nach Lohn und Strafe zu befriedigen.
“Er ist es, den ich gezeugt habe, mein Sohn.”
sagt der Gott Amun zur Göttin Hathor, Göttin der Liebe, mit der Sonnenscheibe zwischen den Kuhhörnern und erkennt damit den kleinen König von Ober- und Unterägypten an. Hathor hat viel mit der Frau in unsrem Märchen gemein.
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