Dieses bretonische Märchen überrascht durch seinen rebellischen Inhalt. Vor allem, wenn man sich daneben andere bretonische Märchen anschaut. Während die keltische Erzähltradition recht ungeniert und pur von den irischen, schottischen und walisischen Mönchen für die Nachwelt festgehalten wurde, versuchen die bretonischen Märchen oft durch eine starke Christianisierung die vorchristlichen Inhalte zu kaschieren und zu legitimieren.
Nicht so hier.
Nicht nur, dass eine Christianisierung hier vollkommen fehlt, der heilige Petrus und sogar der "liebe Gott" selbst, müssen sich einiges von dem armen Mann anhören, gar eine regelrechte Standpauke über sich ergehen lassen, auf die sie keine Antwort wissen. Interessanterweise stiftet der "Gerechte" den armen Mann, um ihn für sein Gutsein zu belohnen, zu einem Betrug an. Die Belohnung für eine moralisch gute Lebensführung, ist eine moralisch schlechte, aber gewinnbringende Lebensführung. Erzähler und Hörer des Märchens haben hier anscheinend keinen Widerspruch gesehen.
Besonders tief und existenziell berührt einen das mystische Bild der Kerzen des Lebens. Fritz Lang (Regisseur von "M - eine Stadt sucht einen Mörder", "Metropolis", "Nibelungen", "Dr. Mabuse", "Auch Henker sterben", und und und) hat in seinem frühen, weniger bekannten Stummfilm "Der müde Tod" dieses Motiv aufgegriffen, und ganz fantastisch visuell umgesetzt.
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